Bärstädter Kerbespruch 1996

 

50 Jahr ist es jetzt her,

so manchem fiel es sicher schwer.

Nach Elend und nach langer Not,

mit große Sorge wenig Brot.

Viele warn im Krieg gefalle,

un trotzdem wurd die Kerb gehalle.

Mut und Hoffnung sollt sie gebe,

für das harte Alltagslebe.

So was sollt in Erinnerung bleibe,

darum date mir es hier niederschreibe.

Die Tradition muß weitergetrage wern,

das übernehme mir sehr gern.

Darum steh ich jetzt hier obbe,

mein Herz dut ganz schee kloppe.

Geb du mir mol en Mund voll Mut,

ich rück jetzt noch mein Kerbehut.

Und grüße euch ob Frau ob Mann
und fang jetzt mit dem Sprüchje an. – V i v a t!

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahr,

als hier von uns noch keiner war,

ward unsre Kirche eingeweiht,

zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,

und ihre Glocken rufen laut vom hohen Turme.

Sie laden uns zur Feier ein und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß und tönen,

wenn der müde Fuß des Nachts zur Ruhe geht.

Selbst ihre Trauerklänge hallen,

wenn wir nach jener Stätte wallen.

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt,

dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern,

und heute unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Nun stehn mer hier un habbe Bammel,

die Kerbemutter un ihrn Hammel.

 

Beginne du ich mit de Feuerwehr,

die hat bemüht sich werklich sehr.

Mit oam Auto wars nimmer schee,

drum ham mer jetzt en MTW.

Nach langer Suche ist es da,

drum macht es bald Tatü Tata.

Danke aach dene die gabe ihr Geld,

damit des Auto recht lange hält.

Ich wünsch euch allzeit gute Fahrte,

Prost, ihr Feuerwehrkamerade. – V i v a t!

 

De Edgar entwickelt sehr viel Elan,

geht es um es Traktorfahrn.

Letzt Jahr, mir hatte des kurz erwähnt,

hat er sein Bulldog überdehnt.


Dis Jahr is er stehn geblibbe,

hots nit ganz so doll getribbe.

Er hots gebracht nit ganz so hart,

er fuhr e Motorsäch nur platt.

Edgar mach ruhig weiter so,

für jeden Spruch do sinn mer froh. – V i v a t!

 

Un weil mir bei der Sach mol sind,

geht es weiter ganz geschwind.

Aach de Walter wollt in de Spruch hinei,

und fand die Sach vom Edgar fei.

Er hot gedacht jetzt bist de gerisse
un hot aach seiner umgeschmisse.

Nur ihr Leut dut euch nit so quäle,

so was dun mer nit empfehle. – V i v a t!

 

Des Haus erstrahlt in neuer Farb,

doch der Briefkaste fiel vom Zaun bald ab.

Das sah auch der Micha in,

und hängte dann en neue hin.

Doch die Post blieb seit diesem Tage aus,

Briefe, Reklame nichts kam mehr ins Haus.

Des dut die Familie sehr verwirrn,

dun die sich dann in der Adress als irrn.

Jeden Moind sind se am schaue,

wer dut dann unser Post hier klaue.

Nach 14 Tache sie als noch nix sahn,

ist die Silvie dann zur Post gefahrn.

Sie freht danach voller Frust,

was is dann los, habt ihr ka Lust?

Seit Woche ka Post, ka Zeitung mehr,

unser neuer Briefkaste der bleibt leer.

Do griet se gesacht des kann nit sei,

gucke se mol in ihrn alte nei.

Da fande se dann des Vermisste,

und hängten ab die alte Kiste.

So kanns gehe ihr liebe Leu,

wenn man sich en neue Briefkaste besoit. – V i v a t!

 

Gaddearbeit ist nit so schwör,

darum derf des jetzt aach en Ingenieur.

Hot der zu dem aach noch en Gadde,

säht mer Gummern un Tomate.

Wenn en Freund seht, probier des e mol,

wachse Bohne neberm Blumekohl.

Un wenn die dann zu wachse ofange,

des is jo klar do stellt mer Stange.

Eifrig schreitet er zur Tat,

ganz penibel akurad.

So mancher denkt ach her je,

was micht der Bub des ja so schee.

Doch so mancher schon betont,

ob sich diese Arbeit lohnt.


So ging des weiter etliche Woche,

doch die Bohne nur am Bode langkroche.

Doch Tilo du dein Mut behalte,

auch Buschbohne dun Geschmack entfalte. – V i v a t!

 

Junge Unternehmer die habbe viel Geld,

drum fahrn se weg in die weite Welt.
Des Land der Fjorde war des Ziel,

drum wurde umgebaut das Automobil.

In einsame Täler und windische Höhe da wollte se hin,

des klingt jo aach nit weiter schlimm.

Auf solch einer Höhe ham sie übernacht,

im warme Auto schee überdacht.

Un weil’s do e bißche schlummrich is,

vielleicht hatte se aach beide e bißje Schiss,

ließe se e Lichtche a,

so klaa Bernche nix weiter dra.

Des hot gebrennt die ganze Nacht,

un hot des Auto hell gemacht.

Am nächste Moind do wollte se los,

doa der Hunger der war groß.

Se setzte sich ins Auto nei,

schaltete ahnungslos die Zündung ei.

Denke könnt er euch was jetzt passiert,

der Motor hat sich nit geriert.

So ging der Kerl mit Sack un Pack,

zum nächste Ort ins Tal hinab.

10 Kilometer warn des nur,

un des durch unberührte Natur.

Nach großer Müh hot er sich e Batterie beschafft,

die dann in sein Rucksack gerafft,

daht Esse nei noch obbe druff
un schafft sich uff de Berg enuff.

Nach Stunde er am Auto war,

die Freud war groß, des is doch klar.

Des Rudi, des is Urlaub pur,

in Norwegens herrlicher Natur. – V i v a t!

 

Wenn junge Leute auf der Autobahn fahn,

entwickelt sich so mancher Geschwindigkeitswahn.

So erging es aam aus unserm Verein,

der bekannt dafür ist sehr schnell zu sein.

Mim Firmeauto do is es passiert,

do hot en die Polizei registriert.

Uff de Geschefahrbahn do kame se an,

es hot geblitzt, da war er dran.

Nach ungewisse Woche dann,

kam die Post dann bei der Firma an.

Die Firma sacht, des kann schon sei,

doch schicke se uns trotzdem mol des Bildsche vorbei.

Eines morgens is er zur Arbeit gegange,

hots Polizeiauto schon beim Schneider gestanne.

Sie hatte des Bildsche schon dabei,

und der Fahrer gestand dann alles ei.

Unterschreibe musst er so e Formula,

nit so gern, des is jo klar.

Immer näher is der Tag gekomme,

als sie ihm habbe de Führerschei abgenomme.

Zum Schluß Maddin, laß dir gesacht was sei,

4 Woche laafe is aach mol ganz fei. – V i v a t!

 

Seit wie viel Jahr ihr wisst’s jo all,

warte mir uff unser Trauerhall.

In diesem Jahr sollt sie entstehe,

doch ich konnt noch gar nix do devon sehe.

Noch Hause uff die Kerb do trache se es Geld,

und unser Hallche schon bald zerfällt.

So denke die in Schlangebad,

mir Barschieder sins fünfte Rad.
Doch mer sollt de Mut nit ganz verliern,

vielleicht dut sich jo mol aaner zu uns verirrn.

Un wenn der aach die fertiche Plän noch sieht,

vielleicht dann ebbes mol geschieht.

Dodruff erheb ich jetzt mein Glas mit Wein,

so was muß gesagt mol sein. – V i v a t!

 

Die Kerbegesellschaft wie jedes Jahr,

aach in Langeseife war.

Die Stimmung die war besonders gut,

des is jo aach en alte Hut.

Un aus dieser Motivation heraus,

fuhrn mer wieder früh nach Haus.

Doch als man sah die Fahnestang,

entwickelte sich viel Tatedrang.

Un weil mer sammelle solche Requisite,

dat sich die Gelegenheit anbiete.

Die Fahn war schon in unsrer Hand,

man auch geschwind ein Messer fand.

Nur a Kördelche must mer durchtrenne,

dann könnt mer se mit hamwerts nemme.

En saubre Schnitt wollte mer vollbringe,

un nit mit dere Kordel ringe.

Doch war des Messer do defür nit geschaffe,

des war mehr e Spillzeug als ne Waffe.

Un wie mer ewig do so stehe,

dates dann irgendwann aach die Langeseifer sehe.

Se kame gelaafe ganz geschwind,

mir machte uns schnell ausm Wind.

Un die Moral von der Geschicht,

stumpfe Messer schneiden nicht. – V i v a t!

 

Challenge Day, was is des da,

froachte sich die ganz Gemaa.

So ging des dann von Mund zu Mund,

turne sollt mer e viertel Stund.

Von Kanada do kimmt des rübber,

am beste schickt mers aach grad widder nübber.

Nachts um 12 hübbe se ins Wasser nei
un sache aach noch des sollt was sei.

So ging des weiter de ganze Tag,

bis zur stolze Niederlag.


So en Quatsch hecke die aus,

un mache aach noch e Feier draus.

Bei Feiern sache mir ja nit nein,

doch sollte die nit in Schlangebad sein. – V i v a t!

 

E Fraache uff em Bangert wollt renoviern,

und dabei aach e neu Badewann installiern.

Beendet war recht schnell die Sache,

doch was dut mer mit der alte Wanne mache.

Uff de Gemaa hot mer ihr gesacht,

was mer in so einem Falle macht.
Die hun ihr verkaaft en Abfuhrschei,

und der soll aach nit so billisch sei.

Ab Abend bevor des Stück geholt wern kann,

stellte se raus die alte Wann.

Do kam en Schrottler vorbei,

un Ruck-Zuck war die Wanne sei.

Mit dem Abfuhrschei dat des Fraache do stehe,

so kanns im Lebe manchmol gehe. – V i v a t!

 

Mein Glas gefüllt war bis zum Rand,

wenn nit, des wär jo aach e Schand.

Do defür host du gesorcht,

und gestillt mein riese Dorscht.

Für all dass, dank ich dir sehr,

nehms Glas, heb’s hoch und trink es leer. – P r o s t!

 

So ihr Leut jetzt hör ich uff,

jetzt mach ich richtig aaner druff.

Ein Dankeschön dem Schilli – Karl,

un aach dene annern all.

All jene die geschafft ham hier,

ob gegrillt die Wörscht oder gezappt des Bier.

Der Hennes hat’s Deckblatt gemacht,

dafür sei ihm Dank gesacht.

Viele Spende ginge ein,

hoffentlich wird des aach nächst Jahr so sein.
Auch dafür sei ein Dankeschön,

so, jetzt kann ich langsam runtergehn.

Mir wern jetzt feiern, die ganze Nacht,

bis es endlich richtig Kracht.

Die Lorcher spiele jetzt noch weiter,

drum bleibt auch noch recht lange heiter.

Jetzt mach ich euch auf heute Abend Lust,

do singt de Chor aus voller Brust.

Un bei de Happy-Birthday-Tombola,

gibt’s tolle Preise wie in jedem Jahr.

De 1.Preis, der is heiß,

denn es is ne schöne Reis’.

Die Zeit hier obbe war sehr schee,

drum sag ich jetzt uff Wiederseh! – V i v a t!